Zurück ins Büro – aber Ihr habt vergessen, wie man mit den Kollegen umgeht?

Im Homeoffice ist die größte Komplikation auf dem Weg zum Arbeitsplatz der Umweg zur Kaffeemaschine, die Verlockung des noch nicht gelesenen Lieblingsmagazins oder auch das erfolgreiche Umschiffen der neuesten Lego-Konstruktionen vom Nachwuchs. Mit einer gewissen Übung läßt sich das alles lösen – auf dem Weg ins Büro ist das mitunter schon stressiger. Wie sehe ich aus? Stimmt das Äußere? Ist alles dabei? Dann ab zur U-Bahn oder mit dem Auto los. Schon ist irgendwas – eine Bahnstörung, eine Baustelle, ein Stau. Vergleichsweise angestrengt kommt man bei der Arbeit an. Und dann sind da – man hat es sich in der Pandemie ja fast abgewöhnt mit ihnen zu interagieren – auch noch echte Menschen!

Hat die Pandemie sich negativ auf Eure Fähigkeiten ausgewirkt, von Angesicht zu Angesicht mit Menschen umzugehen? Jetzt, wo wir es gewohnt sind, aus der Ferne zu arbeiten?

Es könnte gut sein. Denn von Natur aus sind wir ja darauf gepolt, unser Überleben zu sichern. Unbekanntes wird vom Stammhirn unwillkürlich als Gefahr eingeordnet. Der Körper ist dann im Stresszustand. Beruhigend wirkt, was uns vertraut ist. Nun ist es auch so, dass der Mensch ungemein anpassungsfähig ist. Und in den letzten zwei Jahren haben wir uns meist sehr an die Distanz gewöhnt. Nun tritt das Gegenteil wieder ein und plötzlich von vielen der gleichen Spezies umgeben zu sein und mit ihnen zu interagieren kann sich ganz schön ungewohnt anfühlen.

Trotz aller Reden über ein Recht auf den Heimarbeitsplatz und trotz aller kultureller Errungenschaften in kleinen und großen Unternehmen beobachten wir: Es geht zurück ins Büro. Vielleicht nicht jeden Tag, vielleicht nicht überall, aber doch immer häufiger. Und so müssen wir die gemütliche Jogginghosen-Blase Homeoffice verlassen und uns auf den alten Alltagsstress wieder einlassen.

Da hilft es, sich über fünf Punkte Gedanken zu machen:

  • Wenn Ihr gestresst seid von der Situation, machet kein Geheimnis daraus, sondern sprecht es an. Denn es geht vermutlich nicht nur Euch so, sondern allen – und darüber zu sprechen reduziert den Stress schonmal.
  • Wenn er sich eingeschlichen hat, dann legt den Schlendrian ab und plant Euren Tag. So offensichtlich das klingt, so herausfordernd kann das sein. Denn man muss ja tatsächlich morgens bekleidet (und ggf. gestriegelt) zu einer vorgesehenen Zeit das Haus verlassen haben – und idealerweise schon einen Kaffee und/oder ein Brötchen intus haben.
  • Lüftet euch aus! Wenn es stressig wird – und das ist nicht nur in der beschriebenen Situation ratsam – geht mal an die frische Luft und macht ein paar Schritte. Man kann dabei im Zweifel auch telefonieren oder über die Arbeit nachdenken. Sich (an der frischen Luft) zu bewegen, reduziert Stress und Anspannung. Pro Tipp: Deswegen ist es auch gut, zur Arbeit wenn möglich ein Stück zu laufen oder mit dem Rad zu fahren. Es macht den Kopf frei, Ihr werdet sehen!
  • Die Routinen im Büro sind andere als im Homeoffice. Macht euch darüber Gedanken, wie die Erwartungshaltung an Euch aussieht – auch was die Abläufe am Arbeitsplatz angeht. Das wird aus der Ferne schnell vergessen.
  • Vielleicht haben Ihr gespürt, dass Eure Produktivität im Homeoffice besser oder auch schlechter war. Macht Euch Gedanken darüber und versucht zu analysieren, was die Gründe dafür sind. Daraus abgeleitet ergeben sich Strategien, wie man effektiver und erfolgreicher sein kann.

Am Ende ist der Mensch ein Herdentier und verkümmert ohne soziale Interaktion in der Gruppe. Menschen zu isolieren ist nicht von Ungefähr eine Strafe, in mancher Hinsicht sogar Folter. Die Pandemie hat das Gefühl der Verbindung mit anderen Menschen reduziert und wir kehren nun wieder dahin zurück.

Wenn Ihr jetzt sagt: „Ich habe doch Kontakte gehabt“, dann schaut mal kritisch, wie die sich verändert haben. Vermutlich hattet Ihr nämlich zwar Kontakt, aber mit viel weniger Menschen und weniger häufig und oft auf indirekten Wegen: Whatsapp, Zoom – aber eben nicht persönlich. Das ist aber (Spoiler!) nicht das Gleiche. Denn der persönliche, unmittelbare Austausch mit Menschen (und dabei gilt: je mehr, desto besser) stimuliert unseren Geist und schärft unsere sozialen Fähigkeiten – übrigens auch dann, wenn wir die fraglichen Menschen nicht besonders gern haben sollten.

Wo wir schon mal dabei sind: Es ist es erwiesen, dass Menschen, die ungewollt oder gewollt in der Isolation leben, reduzierte kognitive Fähigkeiten aufweisen, denn das Gedächtnis leidet und die Fähigkeit des sozialen Austauschs ebenso. Diese Menschen werden aufbrausend und irrational oder verschließen sich vollständig. Und, in abgeschwächter Form, ist das auch als Folge der Pandemie zu beobachten. Es schadet also nicht, zu reflektieren, ob eine Situation einen stresst, um sich dann im Zweifelsfall lieber etwas langsamer in das Büroleben zurücktasten, um nicht zu edgy zu reagieren.

Dabei kann auch helfen, wieder mit dem Lieblingskollegen oder der Lieblingskollegin die Mittagspause zu verbringen. Sowieso finden wir: Um jede ungenutzte Chance zum gemeinsamen Lunch ist es schade!

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