E-Recruiting: Schwindet die Rolle des Faktor Mensch?

Auf dem Personalberater-Markt tummeln sich viele Mitbewerber und einhergehend auch zahlreiche neue technische Möglichkeiten. Diese neueren Rekrutierungsmöglichkeiten werden in Praxis und Forschung unter dem Begriff E-Recruiting zusammengefasst. Sie umfassen z.B. die Ansprache von potenziellen Bewerbern bei Xing oder automatisierte Bewerberprozesse, u.a. unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). (Siehe auch unseren letzten Artikel zu diesem Thema unter: https://www.xinonet.com/blog/2017/10/aus-dem-maschinenraum-ki-konferenz-der-zeit-berlin/.)

Natürlich fragen wir xinonetler uns deshalb regelmäßig, welchen Mehrwert wir (als kleine und spezialisierte) Beratung auf der Basis unseres Selbstverständnisses und unserer methodischen Praxis bieten können und wollen. Wie nehmen uns unsere Kunden (sowohl Kandidaten als auch Mandanten) wahr und was schätzen Sie jeweils an unserer Arbeit? Wie ist es also eigentlich um unsere Sichtbarkeit und Positionierung im Personalberater-Markt bestellt? Dabei interessiert uns natürlich auch, wo noch Verbesserungsbedarf besteht und was unseren Kunden gegebenenfalls auch gar nicht gefallen hat.

Im Zuge dieser Überlegungen haben wir unseren Werkstudenten Wolf, Masterstudent im Fach Wirtschaftspsychologie, im Rahmen seiner Abschlussarbeit mit genau diesem Thema betraut: Welche Trends und Entwicklungen gibt es aktuell und wo geht die Reise langfristig hin im Bereich E-Recruiting – und wo können wir uns hier einordnen? Ziel war es, einen Überblick zu erlangen und eine Einschätzung bezüglich unserer Prozesse durch die von uns betreuten Kandidaten zu bekommen.

Erkenntnisse der Arbeit
Für seine Masterarbeit befragte Wolf insgesamt zehn aus dem Querschnitt ausgewählte Kandidaten zu ihren Meinungen zu dem Bewerberprozess bei xinonet sowie zu deren Einstellung hinsichtlich (neuer) technischer Möglichkeiten. Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache: xinonet wurde zunächst von allen Befragten sehr positiv bewertet. Das freut uns natürlich sehr! Dabei zählten die freundliche und zielgerichteten Ansprache via Xing oder über andere Kanälen, die nahtlose Betreuung und schließlich die stets professionelle und wertschätzende Kommunikation zu den entscheidenden Faktoren.

Trotz einer hohen technischen Affinität der Befragten lehnt die Mehrzahl den vermehrten Einsatz von Algorithmen und selbstlernenden Systemen, wie bzw. KI, ab. KI wird dabei gesehen als Option, dem Menschen lästige Tätigkeiten abzunehmen und die Kompetenz des Einzelnen zu erhöhen. Zwar lassen sich auf Basis von Daten mithilfe intelligenter Systeme Muster und Zusammenhänge erkennen – und dies zudem in kürzester Zeit. Dennoch bleibt die Skepsis in Bezug auf Personalentscheidungen und persönliche Gespräche, hier ist der Wunsch nach einem „echten Menschen“ als Gesprächspartner eindeutig.


Was bedeutet das konkret für uns?
Für xinonet bedeuten diese Ergebnisse vor allem eins: Wir sind scheinbar auf einem nicht ganz falschen Weg und verfügen auf der Basis unserer individuellen Betreuung und Beratung am Markt über ein klares Profil. Es gibt aber auch ein paar Punkte, die aufzeigen, wo wir uns noch steigern können: Wolf entwickelte auf Basis seiner Erkenntnisse und der Auswertung der Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung konkrete Handlungsempfehlungen. Diese können zum einen für eine weitere Optimierung von E-Recruiting bzw. der Rekrutierungsarbeit im Allgemeinen und zum anderen für eine Abgrenzung zu Mitbewerbern – und damit für eine noch klarere Positionierung in der Branche – sorgen:

Vertrauen
Insbesondere neue Kandidaten stehen dem Prozess bei xinonet zunächst skeptisch gegenüber und wissen nicht, was sie erwarten können. Für den Kandidaten wichtige Fragen werden aufgrund dieser Tatsache teilweise nicht gestellt, obwohl es den Mitarbeitern von xinonet aufgrund der Erfahrung leicht fallen sollte, auch diese Fragen zu beantworten. Eine Möglichkeit könnte hier z.B. die Auflistung von möglichen Fragen sein, die Kandidaten interessieren könnten. Mithilfe einer Art Checklist würden Ihnen somit Fragen von vorneherein aufgezeigt werden können (z.B. „Andere interessierten sich auch für …“).

Zeit
Ein ganz wichtiger und häufig unterschätzter Punkt: Die Forschung und auch die Erhebung zeigt, dass Kandidaten eine zeitnahe Reaktion wünschen und bei Fragen schnelle Antworten erhalten wollen. Auch wenn wir versuchen immer möglichst zeitnah antworten, besteht hier teilweise noch Verbesserungspotential.

Image
Kandidaten betonten mehrfach, dass sie sich gut aufgehoben fühlen bei uns und die Erwartungen in Bezug auf den Prozess übertroffen wurden. Dieses gute Image kann genutzt werden, um neue Kandidaten aber auch Mandanten für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Wolf empfiehlt, die Vorzüge von xinonet noch weiter in den Vordergrund zu stellen, um so die Marke noch prägnanter und damit einprägsamer zu machen.

Anwendung von neuen Technologien
Die umfassende Auswertung und Analyse von Daten in Unternehmen mithilfe von z.B. IBM Watson bieten vielfältige Möglichkeiten, völlig neue Erkenntnisse zu erlangen. Fraglich ist allerdings, ob sich bei der vergleichsweise geringen Menge an Informationen, die unserem Unternehmen zur Verfügung stehen (quasi „Small Data“ statt „Big Data“), eine Nutzung dieser Systeme lohnt, relevante Ergebnisse produziert und im Ergebnis wirksam sein kann. Möglich wäre der Einsatz von Anwendungen, die eine (teilweise) automatische Datenverarbeitung ermöglichen, wie die Kommunikation via Bot. Der Trend hin zu einer vermehrten Nutzung kognitiver Systemen (KI) spielt indessen zunächst für Konzerne eine Rolle, die über große Datenmengen und die entsprechenden finanziellen Mittel verfügen.

Wichtig ist uns – sollte es in absehbarer Zeit dennoch zu einer Anwendung solcher Systeme im Rahmen von E-Recruiting kommen – dass wir Sie über den Einsatz solcher Systeme informieren und transparent erläutern, warum wir uns für deren Einsatz entschieden haben. Denn auch wenn diese Anwendungen die beschriebenen Vorteile mit sich bringen, sind die Vorbehalte der im Rahmen der Masterarbeit Befragten bisher noch hoch. Das nehmen wir ernst und werden dem durch Offenheit und Transparenz entsprechen.

Denn eins ist klar: Ziel jeder von uns eingesetzten Technologie wird immer sein, den Menschen noch weiter in den Vordergrund zu rücken, durch mehr Zeit für Beratung und Betreuung. Von einer schwindenden Rolle kann also keine Rede sein – ganz im Gegenteil.

Text: WF, Überarbeitung: HW

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