Neulich auf dem Hundespielplatz

Mein Hund ist Azubi.

Mit sieben Monaten arbeiten wir noch an den wichtigsten Dingen in Sachen „Mensch“ und „Großstadt“: Warum es sich beispielsweise nicht lohnt Katzen, quer und ungestüm über dichtbefahrenen Hauptstrassen anzunähern, dass es durchaus Sinn macht, nicht jedem Menschen zur Begrüßung mit der kalten Schnauze in den Schritt zu gehen und dass man sich keine (Menschen-) Freunde macht, wenn man sich in den Exkrementen anderer Tiere wälzt. Und damit Rudy seine Herkunft nicht vergisst, gehen wir auch regelmäßig auf den Hundespielplatz.

Zum Sozialisieren.

Da wird dann nach Herzenslust gewedelt, markiert und sich in Pose gebracht. Und das sind dann manchmal auch Lehrstunden für das Frauchen, so wie neulich: Plötzlich läuft ein großer schwarzer Hund auf meinen kleinen Azubi zu. Bellend und in direkter Linie. Wenn das keine Machtprobe ist!

Der Schwarze ist gefühlte zwei Köpfe größer und beanspruchte offenbar völlig grundlos den halben Quadratmeter Boden, auf dem mein kleiner Border-Collie mit eingezogenem Schwanz steht. Doch dann die Überraschung!

Was macht mein Azubi?

Anstatt abzuhauen, tut er so, als sähe er den Großen gar nicht. Er richtet den Blick auf etwas Fernes und geht plötzlich sogar ein paar Schritte auf ihn zu. In Sekundenbruchteilen ist der Plan des schwarzen Riesen im Eimer. Den Azubi jetzt anzugreifen wäre schwierig, weil der schon in Bewegung ist und ganz leicht ausreißen könnte. Er bleibt verwirrt stehen, Rudy schlängelt sich an ihm vorbei, und erst jetzt dämmert es dem Riesen, daß er hier gerade richtig schlecht aussieht…einen sprichwörtlichen Statusverlust erlitten hat. Er bricht in lautes Bellen aus, was mein cooler Kleiner aber komplett ignoriert. Was Frauchen dabei gelernt hat? Ganz einfach:

Eine Reaktion ist gegenüber einer Aktion klar im Vorteil.

So genommen sind Entscheidungen eine verdammt riskante Sache. Denn ob ich durch eine Entscheidung die eigene Situation verbessern kann, hängt offensichtlich nicht von der Entscheidung selber ab, sondern davon, wie andere auf sie reagieren. Vorgesetzte sind ohne Untergebene keine und wer beim Tanzen führen will, braucht jemanden, der sich führen läßt. Nun besteht Management aber nun mal im Ergreifen von Chancen, im Handeln, im Entscheiden.

Die Lösung? Ganz klar: Von Hunden lernen und im Zweifel immer zweideutig handeln.

Drum macht es wie der große schwarze Hund, der ein klein wenig offen ließ, ob er gerade dabei war, einen Platz zu erobern, oder einfach “nur so” an Rudy vorbeilaufen wollte und eigentlich irgendeinen anderen Hund im Hintergrund attackieren wollte. Ganz ohne Gesichtsverlust.

Alles wird gut, Eure Mia

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