Consultant ist nicht gleich Consultant: Ein Begriff, zwei grundverschiedene Berufe

Sprache ist ein vielseitiges Instrument. Sie lässt verschiedene Bedeutungen für gleiche Worte zu. So ist es ein großer Unterschied, ob jemand eine Leiter benutzt oder ein Leiter ist – und wenn man einen Strauß mitbringen soll, ist es in den allermeisten Fällen ratsam, sich für Blumen zu entscheiden und nicht für einen Vogel. Diese speziellen mehrdeutigen Worte heißen Polyseme und kommen in unterschiedlichsten Zusammenhängen vor. In der IT gibt es eine solche Wortentsprechung zum Beispiel beim Begriff des Consultants. Allerdings ist sie nicht in der Sprache selbst angelegt, sondern nur in der unterschiedlichen Definition des Begriffs.

Im klassischen Sinne wird unter einem Consultant ein Berater verstanden, der zunächst aufgrund seiner Persönlichkeit und seines Breitenwissens dazu in der Lage ist, zwischen sinnvollen und weniger sinnvollen IT-Lösungen für bestimmte Anwendungsfälle zu unterscheiden. Consultants in diesem Sinne müssen sprachlich stark sein, sich gegebenenfalls auch gegen (interne) Widerstände im Unternehmen durchsetzen können und ein klares Bild von technischen Möglichkeiten haben, ohne notwendigerweise in die absolute Tiefe eines jeden technischen Details vorzudringen. Sie müssen Konzepte schreiben können und sich im Zweifel politisch geschickt und diplomatisch verhalten. Häufig auch in Pre-Sales Prozesse eingebunden, sollten diese Consultants nicht nur die Bedürfnisse von Kunden verstehen, sonder auch in kaufmännischer Hinsicht fit genug sein, um beispielsweise einen Return on Invest (ROI) berechnen und argumentieren zu können.

Das zweite Verständnis vom Begriff des Consultants ist das eines qualifizierten Technikers, der meist projektbezogen eingesetzt wird, um technische Implementierungen vorzunehmen sowie bestehende Systeme zu warten, auszubauen oder zu optimieren. Erwartet werden hier vor allem souveräne technischer Kenntnisse und (nachweisbare) Zertifizierungen. Denn in Bezug auf Funktion und Verfügbarkeit holen diese technischen Consultants die „Kartoffeln aus dem Feuer“. Insofern erfüllen sie eine ausgesprochen wichtige Aufgabe: die Repräsentation praktischer Kompetenz. Solange sie auch komplexe Themen sicher im Griff haben, dürfen solche Mitarbeiter gern ausgeprägte Individualisten sein. Sie haben meist mit den hauseigenen Technikern des Kunden Kontakt und sollten sich daher in diesem Umfeld sicher bewegen können. Übrigens auch ein Grund, warum hier fast immer absolut perfekte Deutschkenntnisse vorausgesetzt werden.

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